Information vom Förderverein aus den Kirchennachrichten 4 / 2024.
Eine unvergessliche Weihnachtsandacht in der Brandruine. Wie Muslime einen Pfarrer vor Heiligabend trösteten.
Liebe Mitglieder und Freunde der Stadtkirche Großröhrsdorf,
in den letzten zehn Monaten wurde die Brandruine professionell durch die Fachfirma Belfor beräumt.
Ich durfte bei der Sichtung der Brandasche nach Kunstgutfragmenten mitwirken. Es wurden zigtausend Eimer Brandschutt aus der Kirchenruine herausgetragen und über 700 Big Bags damit gefüllt. Das war eine z. T. auch körperlich sehr schwere Arbeit, die zehn junge Männer für uns geleistet haben. Sorgsam sortierten sie aus dem Brandschutt Eisenteile, behauene Sandsteine, geschmolzenes Zinn und anderes Material für uns zur Sichtung und Beurteilung heraus.
Wer waren diese zehn Mitarbeiter? Es waren Kurden, deren Häuser in Syrien durch ein furchtbares Regime zerstört wurden und die in ihrer Heimat wegen der Bedrohung durch die IS-Terroristen ihres Lebens nicht mehr sicher waren. Nur sehr Weniges konnten sie auf die Flucht mitnehmen. Dazu gehörte ein schlichtes tiefes Vertrauen in die Barmherzigkeit eines allmächtigen Gottes.
Wenige Tage vor Heiligabend 2023 fanden wir in der Brandasche im Altarbereich eine total verbrannte und durchnässte Stoffrolle. Beim Versuch sie aufzurollen, fiel eine Schicht Asche nach der anderen ab. Doch ganz im Innern fanden sich drei Paramente. Auf weißem Untergrund, mit farbiger Seide gestickt, standen auf einem die Worte: „Gott ist die Liebe“.
Seit über 100 Jahren wurden diese weihnachtlichen Festparamente nicht mehr genutzt. Und gerade sie hatten den Brand überstanden. Als die Kurden mich im Altarbereich weinend sahen, fragten sie: „What happen?“ Was ist passiert? Ich übersetzte ihnen den Sinn der Aufschrift ins Arabische: „Allah rachma.“ Das heißt: „Gott ist barmherzig.“ Sie begriffen, dass sich hier etwas Wunderbares ereignet hatte. Denn wie konnten diese Stoffe diese enorme Hitze überstehen? Bewegt brachten diese kurdischen Muslime, die persönlich so viel Leid erfahren hatten, zum Ausdruck: „Gottes Liebe und seine Barmherzigkeit können nicht zerstört werden, weder durch Feuer noch durch Wasser, weder durch menschliche Bosheit noch durch menschliche Dummheit.“ Jeder wollte dieses Tuch berühren und von ihm ein Foto machen.
Sie können dieses Tuch in einer Sonderausstellung im Technischen Museum zum Schicksal der Stadtkirche unter dem Thema „Was bleibt, sind Fotos und Erinnerungen“ bis Anfang Februar 2025 ansehen, wo auch weitere Kunstgutfragmente erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.
(Norbert Littig)
Mit verschiedenen Angeboten versucht der Förderverein finanzielle Mittel zu sammeln, die der Errichtung eines Kirchneubaus zugute kommen werden. Vielleicht ist das auch eine Idee für den weihnachtlichen Gabentisch?
Buch zur Geschichte der Stadtkirche (10 €), Stoffbeutel mit Motiv der Stadtkirche (10 €), Luthermedaille von 1983 mit Stempel 2†3 (10 €), Großformatiger Monatsbildkalender (15 €), Lichterbogen mit Motiv Stadtkirche (90 €), Einkaufswagenchip in Silberglanz (2,50 €). Sie können auch gern einen Dia-Vortrag zur Stadtkirchengeschichte auf Spendenbasis buchen. Bestellungen und Erwerb der Angebote über E-Mail Norbert.Littig [a.t.] evlks.de) oder Kristina Demmler, Pulsnitzer Str. 3.