Newsletter Ausgabe 9

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Unsere Stadtkirche vor und nach dem schrecklichen Brand

Eine Gegenüberstellung zerstörter Kunstschätze mit Bildern ursprünglichen Zustand

Der gesamte Brandschutt unserer Stadtkirche wurde über Monate hinweg in mühevoller und händischer Kleinarbeit gesichtet und auf identifizierbare Überreste der Stadtkirche durchsucht. Dabei konnte das Team Kunstgutbergung unter Leitung von Pfarrer i.R. Norbert Littig einige kleinere und größere Fragmente der teilweise Jahrhunderte alten und durch die Brandnacht unwiederbringlich zerstörten Kunstschätze sichern. Zum  Hofschwof der Kirchgemeinde am 25.08.2024 konnten diese besichtigt und begutachtet werden. Im heutigen Newsletter sollen diese noch einmal dokumentiert und mit Fotos des ursprünglichen Zustandes gegenübergestellt werden.

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Vom wunderbaren Barockaltar, einer hölzernen Kopie des einstigen Marmoralters der Leipziger Thomas-Kirche, fand sich in der Brandasche nur noch der stark verbrannte, aber doch erkennbare Totenschädel und – beinahe makaber – eine sogenannte Flammenvase.

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Das wunderschöne 2,5 Tonnen schwere Grabmal der Hofrätin Christiane Sophie Nicolai geb. Troppaneger war ein einzigartiges Glaubenszeugnis pietistischer Frömmigkeit. Sie war die Tochter eines berühmten Arztes, der als „Leibmedicus“ unter anderem den Kurfürsten August den Starken behandelte. Mit ganzer Kraft unterstützte sie als Mäzenin den Großröhrsdorfer Kirchneubau von 1731 bis 1736. Als Dank erhielt sie ihre letzte Ruhestätte in einer Gruft vor dem Altar. Das prächtige Epitaph an der Südseite des Altarraums hatte sie selbst entworfen.

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Nur schwarze Asche blieb von der Kanzel unserer Stadtkirche – ein wunderbares Juwel der Barockzeit, geschaffen von Johann Adolf Pöppelmann, dem ältesten Sohn des Schöpfers des Dresdner Zwingers. Alle seine Bilder sind am 13. Februar 1945 verbrannt. Nun folgten auch unsere Kanzelbilder diesem Schicksal.

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Im Kirchenschiff hing dieser große Messingleuchter, der 1763 zum Ende des 7-jährigen Krieges aus Dank für den Frieden gestiftet worden war. Jetzt konnten nur noch mit Asche verschmolzene Messingteile geborgen werden.

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Restlos verbrannt ist auch der Taufstein von 1745. Nur das Zinkkreuz vom Taufsteindeckel und ein Teil der Taufschale konnte aus der Asche geborgen werden.

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Besonders schmerzlich ist der komplette Verlust der kostbaren Altargeräte („Vasa Sacra“). Sie waren alle an der Rückseite des Altars gut gesichert eingelagert. Auf dem unteren Bild ist das zu sehen, was übrig blieb von den einst versilberten und vergoldeten Kelchen, Patenen, Kannen und Hostiendosen.

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Die Orgel, die Königin der Instrumente, stammte aus dem 18. Jahrhundert und wurde mehrfach erweitert. Mit ihren fast 50 Registern gehörte sie zu den sehr großen in Sachsen. Das hölzerne Pfeifenwerk ist komplett verbrannt, alle Zinnpfeifen sind verdampft! Einzig durch das Hineintropfen in eine Löschwasserlache konnten noch 6,4 Kilogramm geschmolzenes Zinn am Boden gefunden werden. Nur der Lampenschirm aus Eisen über dem Spieltisch hat die Hitze überlebt.

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Von dem spätgotischen Kruzifix, der Mondsichelmadonna und den Apostelfiguren aus dem 15. Jahrhundert sind nicht einmal mehr die Asche vorhanden.

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Das gilt auch für die beiden lebensgroßen Gemälde der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon von 1614 sowie das Bildnis von Pfarrer Löffler, der einst den Kirchneubau organisierte.

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Verbrannt ist auch das gesamte Kirchengestühl einschließlich der beiden Emporen.

In der Sonderausstellung „Was bleibt, sind Bilder und Erinnerungen.“ sind bis Februar 2025 im Technischen Museum in Großröhrsdorf eindrückliche Fragmente und Fotos von Kunstgegenständen aus der Kirche beziehungsweise der Brandruine zu sehen.

Der „Förderverein Stadtkirche Großröhrsdorf e.V.“ hat zudem ein kleines Buch anlässlich „100 Jahre Stadtrecht“ zur Geschichte unserer zerstörten Barockkirche unter dem Titel „Was bleibt, sind Bilder und Erinnerungen.“ herausgegeben. Es kann für einen Selbstkostenbeitrag von 10 Euro beim Förderverein (Norbert Littig: Norbert.Littig [a.t] evlks.de, 035200-295421; Ralf Granzow; Kristina Demmler) oder im Technischen Museum käuflich erworben werden.

Nutzen Sie gern diese einmaligen Gelegenheiten, um sich an unsere barocke Kirche zu erinnern und zum Wiederaufbau beizutragen.

(Text: Norbert Littig und Josua Littig)
(Fotos: 1. Aufnahme – Wikipedia/Wissenslustiger, alle weiteren Aufnahmen – Norbert Littig,
Tom Stenker, Johannes Hartmann und Josua Littig)

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