2024 03 27 Kirche trift ZukunftNewsletter Ausgabe 4 von Kirche trifft Zukunft berichtet wie mit dem Verkauf von Kindersachen an einer neuen Kirche gebaut wird.

Vielleicht erinnern Sie sich. Letztes Jahr im Oktober, Rödertalpark. Auf den leerstehenden Ladenflächen fand ein buntes Treiben statt – ein Kindersachen-Flohmarkt. Und zwar ein ganz besonderer - der 1. Kindersachen-Spenden-Flohmarkt in Großröhrsdorf. Zu 100% waren die eingenommenen Spenden für eine kindgerechte Ausstattung unserer neuen Stadtkirche bestimmt. Eine Initiative von Eltern aus Großröhrsdorf und Umgebung hatte die Idee, dann ein Konzept. Sie packten es an, fanden viel Unterstützung und noch mehr positive Resonanz. Und sie tun es nun ein zweites Mal. Vom 11. bis 13. April findet der 2. Kindersachen-Spenden-Flohmarkt statt. Ich habe mit Nadine Höckendorff von der Elterninitiative darüber sprechen können.

 

Welche Geschichte steht hinter eurer besonderen Aktion? Kannst du uns vom Beginn der Idee erzählen?2024 04 Flohmarkt

Nadine: Mich hat der Kirchenbrand sehr betroffen gemacht. Meine Familie und ich sind eng verbunden mit der Großröhrsdorfer Kirche. Unsere Kinder sind hier getauft, wir sind aktive Gemeindemitglieder, mit dem Gospelchor habe ich oft dort gesungen. Da war die Brandnacht ein absoluter Schock.

Und da wollte ich was machen, wollte mich irgendwie engagieren. Denn Großröhrsdorf ohne Kirche – das ist nicht vorstellbar. In dem ganzen Entsetzen und Schock über dem Kirchenbrand, habe ich - während ich zu Hause meine tausend Kisten von Kinderkleidung von vier Kindern sortierte - überlegt wie man helfen kann. Und dann fiel mir ein, dass ich viele Eltern kenne die zwar auch viele Kindersachen, aber keine Zeit oder Lust finden, diese auf einem Flohmarkt zu verkaufen. Und noch dazu gibt es Menschen, die Preisverhandlungen auf dem Flohmarkt scheuen. Da entstand die Idee, den Preis selbst festlegen zu können, den man für die Kleidung spenden möchte. Ich mag es auch sehr, wenn die Sachen größensortiert angeboten sind. So findet man schnell, was man braucht. Ich habe gehofft, dass das ein Konzept sein kann, wo die Leute sagen: Super, dann bringe ich unsere noch gut erhaltenen Kindersachen dorthin und shoppe dort vor allem auch Sachen für die Kinder oder Enkelkinder. Gleichzeitig hat man damit was Gutes getan und kann ein Stück weiterhelfen.

Die positive Resonanz war riesig. Da wir dankenswerterweise die Räumlichkeit im Rödertalpark kostenfrei nutzen können, ich noch in Elternzeit bin und auch andere Bedingungen für uns passen, haben wir gesagt, so, dann machen wir das im Frühjahr 2024 nochmal.

Welche Idee oder welcher Gedanke inspiriert euch, dass ihr euch so sehr engagiert?

Nadine: Neben dem Schock auf der einen Seite, haben wir den Kirchenbrand auch als Chance gesehen, die Kirche und den Kirchenraum vielleicht neu denken zu können. Wie kann man den gestalten, dass er in die Jetztzeit, die jetzige Gesellschaft passt, dass er für die Kinder und Familien ansprechender ist.

Eine zukunftsfähige Kirche braucht unserer Meinung nach Raum für Kinder – vor, während und nach dem Gottesdienst. Besonders für Familien mit kleinen Kindern sind Gottesdienstbesuche schwierig, vor allem wenn die Kinder noch zu klein für den Kindergottesdienst sind.

Seitdem die Gottesdienste im Gemeindesaal stattfinden müssen, können wir als Familie sogar unseren Einjährigen mit zum Kindergottesdienst geben, was vorher undenkbar gewesen wäre. Der Raum für den  Kindergottesdienst ist oben im Gemeindehaus und unten im großen Raum findet der Gottesdienst statt. Die großen Geschwister gehen mit dem Kleinen hoch zum Kindergottesdienst, das klappt wunderbar. Und wenn irgendwas ist, dann sind sie schnell wieder bei uns.

Ähnliche Erfahrungen habe ich auch von anderen schon gehört. Schüchterne oder neue Kinder haben es viel leichter, wenn es einen Raum gibt für Kinder, einen Kindergottesdienstraum innerhalb desselben Gebäudes. Wenn wir bei „Wünsch dir was“ wären, dann würde ich von so einem Raum innerhalb der Kirche träumen. Wo Kindergottesdienst und natürlich auch andere Angebote stattfinden können. Ja, ich fände auch solche Lösungen mit einer Glaswand ganz toll. Wo man die ganz Kleinen, also die unter Dreijährigen betreuen kann als Elternteil und trotzdem vom Gottesdienst alles mitbekommt. Und die Kinder können spielen. So wäre Gottesdienst wieder für die gesamte Familie, gerade mit kleinen Kindern, möglich.

Ein schöner und heller Raum für die Kinder, auch ansprechend eingerichtet, damit sie sich da wohlfühlen können. Ja, und sowas Einfaches wie einen Teppich im Spielbereich. Ein schönes Bücherregal mit ansprechenden Büchern. Hell, freundlich, einladend.

Was ich auch großartig finde: Aktuell, wenn nach dem Gottesdienst im Gemeindehaus Kirchencafé ist, springen die Kinder im Gemeindehof herum oder spielen auf der großen Pfarrwiese. Und das ist sonntags ein schönes Zusammensein. Weil man auch mit den anderen Eltern und Gottesdienstbesuchern dann mal in Ruhe ins Gespräch kommen kann. Vielleicht lässt sich in diese Richtung auch weiterdenken.

Wie können Kinder von dieser Verbindung von Kirche und Spielen, der kinderfreundlichen Kirche profitieren?

Nadine: Wenn Kinder von Anfang an Kirche nicht als langweilig erleben, wo sie sowieso nicht alles verstehen, was der Pfarrer da vorne erzählt und sie die ganze Zeit ruhig, artig und brav sein müssen und ständig ermahnt werden - sondern als etwas Schönes, wo sie gern hingehen, weil dort Freunde sind und sie gemeinsam spielen können. Ja, dann denke ich, bekommen die Kinder von Anfang an sehr positive, glückliche und erfüllende Begegnungen mit Kirche, Glauben und Gottesdienst. Das ist, denke ich, ein guter Weg für ein Leben mit und im Glauben.

Danke für deine Zeit, eure wunderbaren Ideen für die Kirche und den großartigen Flohmarkt. Magst du noch ein paar abschließende Worte sagen?

Nadine: Wichtig ist vor allen Dingen: das Shoppen. Die Sachspenden - die Kinderartikel, die für einen guten Zweck gespendet werden - sind das eine. Doch das Shoppen das andere. Shoppen für den guten Zweck! Es dürfen gerne noch viel, viel mehr Leute vorbeikommen als das letzte Mal.

(Das Interview führte Sandy Schneider.)

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